Der ZEW-Konjunkturerwartungsindex, ein wichtiger Indikator für die Erwartungen von Finanzexperten, fiel dramatisch von 41,8 Punkten im Juli auf nur noch 19,2 Punkte im August.
Die sinkende Stimmung spiegelt den wachsenden Pessimismus hinsichtlich der Aussichten des Landes wider und unterstreicht allgemeinere Sorgen um die Eurozone.
Der Rückgang unterbot nicht nur die Markterwartungen eines moderateren Rückgangs auf 32 Punkte, sondern markierte auch die deutlichste monatliche Verschlechterung seit Juli 2022.
In ähnlicher Weise verschlechterte sich auch die allgemeinere Wirtschaftsstimmung der Eurozone, wobei der entsprechende Index von 43,7 auf 17,9 Punkte fiel, den niedrigsten Stand seit Februar und deutlich unter den erwarteten 35,4. Der Rückgang um 25,8 Punkte stellte die stärkste monatliche Verschlechterung der Wirtschaftsstimmung des Blocks seit April 2020 dar.
Auch die Einschätzung der aktuellen Wirtschaftslage Deutschlands verschlechterte sich, wobei der entsprechende Indikator um 8,4 Punkte auf minus 77,3 Punkte fiel. Der Lageindikator für die Eurozone verbesserte sich jedoch leicht und stieg um 3,7 Punkte auf minus 32,4 Punkte.
Warum hat sich die Stimmung in Deutschland und der Eurozone verschlechtert?
Die Wirtschaftsmacht der Eurozone steht vor einer Reihe wirtschaftlicher Herausforderungen, die ihre ohnehin schon schwache Erholung im Jahr 2024 erschüttern.
Eine Verlangsamung des Welthandels, die durch die schwächere Nachfrage in wichtigen Märkten wie China noch verschärft wird, hat die exportorientierte deutsche Wirtschaft schwer belastet.
Die Konjunkturaussichten für Deutschland brechen ein. In der aktuellen Umfrage beobachten wir den stärksten Rückgang der Konjunkturerwartungen der letzten zwei Jahre“, kommentiert ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, PhD, die Umfrageergebnisse.
Wambach betonte, dass die anhaltende Unsicherheit, die durch eine zweideutige Geldpolitik, enttäuschende US-Geschäftsdaten und eskalierende Spannungen im Nahen Osten getrieben wird, zum Stimmungsrückgang beigetragen hat.
Zuletzt drückte sich diese Unsicherheit in Turbulenzen an den internationalen Aktienmärkten aus“, fügte er hinzu.
Die Umfrage deutete auf eine Verschlechterung der Stimmung in den wichtigsten Börsenindizes hin. Die Stimmung der Experten im DAX und STOXX 50 sank um 6,5 bzw. 4,6 Punkte.
Finanzmarktanalysten wurden auch pessimistisch gegenüber dem US-Dollar und erwarteten, dass die wirtschaftliche Schwäche und mögliche Zinssenkungen der US-Notenbank den Greenback belasten würden. Der Stimmungsindikator für die Stärke des Dollars gegenüber dem Euro fiel im Monatsvergleich um 24,2 Punkte auf minus 7,9 Punkte.
Branchenbezogen hat sich die Stimmung in fast allen wichtigen Sektoren verschlechtert, mit Ausnahme der Versorgungswirtschaft, die einen geringfügigen Anstieg um 0,7 Punkte verzeichnete.
Die stärksten Rückgänge wurden in konjunktursensiblen Sektoren wie Einzelhandel und Konsumgütern beobachtet, die um 24,2 Punkte fielen, was die Besorgnis über eine nachlassende Verbrauchernachfrage angesichts hoher Inflation und steigender Zinsen widerspiegelte. Weitere Sektoren, die starke Rückgänge verzeichneten, waren die Elektronik, die um 18,1 Punkte nachgab, sowie die Chemie- und Pharmabranche, die um 17,2 Punkte nachgab.
Marktreaktionen
Trotz der düsteren Konjunkturdaten fielen die Marktreaktionen relativ verhalten aus. Der Euro blieb nach der Veröffentlichung der ZEW-Zahlen stabil bei 1,0920.
Der Euro STOXX 50 Index zeigte sich ebenfalls robust und stieg während der Sitzung um 0,3 %. Zu den starken Performern innerhalb des Index gehörten Siemens AG, Sanofi und Enel Spa, die Zuwächse von 1,5 %, 1,2 % bzw. 1,1 % verzeichneten.
Unter den großen Länderindizes übertraf der spanische IBEX 35 seine Konkurrenten und stieg um 0,5 %, während der französische CAC 40 unverändert blieb. In Deutschland führte Siemens Energy AG die Gewinne mit einem Anstieg von 2,6 % an, während Sartorius AG, ein Anbieter von Pharma- und Laborausrüstung, um 3,7 % fiel.
In Frankreich verzeichneten Luxusmarken wie LVMH, Kering und Hermes leichte Rückgänge, was die Besorgnis über eine nachlassende Nachfrage in wichtigen Märkten widerspiegelte.
In Spanien stiegen die Aktien der Caixa Bank um 1,7 %, während das Pharmaunternehmen Grifols nach der Nachricht einer möglichen börsenrechtlichen Untersuchung um 5,3 % einbrach.